Wir haben der Landesregierung einen offenen Brief geschrieben. Wir wünschen uns schnelle Hilfe für Familien mit Kindern. Der vollständige Brief an die Landesregierung sowie das Bildungs- und das Sozialministerium des Landes Schleswig-Holstein ist hier veröffentlicht.

Offener Brief

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrte Frau Ministerin, sehr geehrter Herr Minister,

die Familien in Schleswig-Holstein haben großes Verständnis dafür, dass Schulen und Kitas derzeit geschlossen bleiben, um die Ausbreitung von CoVid 19-Infektionen einzudämmen.

Wir sind der Bundesregierung und der Regierung des Landes Schleswig-Holstein sehr dankbar dafür, dass sie schnelle Maßnahmen ergriffen haben, um vor allem die besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu schützen. Wir teilen die Sorge um die Risikogruppen und die Gesundheit der Bevölkerung und unterstützen die notwendigen Maßnahmen von Herzen.

Die aktuelle Situation bedeutet für die Familien jedoch, dass sie jetzt zu Hause Schulkinder beim Homeschooling unterstützen und Kita- und Krippenkinder betreuen. Viele Familien haben Kinder in verschiedenen Altersstufen gleichzeitig zu Hause. Das alles neben der normalen Arbeit.

  • Eltern, die jetzt gar nicht arbeiten können, weil sie nicht in systemrelevanten Berufen arbeiten oder selbstständig sind und nicht von zu Hause arbeiten können, haben bereits jetzt, nach den Schließungen der letzten Wochen, große Existenzsorgen.
  • Eltern, die im Homeoffice arbeiten, haben in der Zeit vor den Ferien festgestellt, dass auch mit viel gutem Willen Kinderbetreuung, -beschulung und Arbeit nicht sinnvoll vereinbar sind. Gerade jüngere Kinder können nicht lange unbeaufsichtigt bleiben. Grundschulkinder können ihre Aufgaben nicht ohne Hilfe und Anleitung bearbeiten und brauchen ebenfalls Zuwendung, Aufmerksamkeit und Aufsicht.

Mit der Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, ließen sich die Wochen bis zu den Osterferien notdürftig überbrücken. Eine Dauerlösung ist das aber nicht. Eltern merken tagtäglich und immer mehr: Homeoffice und Kinderbetreuung sind nicht vereinbar! Die meisten Familien sind auf zwei Einkommen angewiesen, weder können sie auf ein Gehalt verzichten, noch können sie Arbeit und Kinderbetreuung gleichzeitig meistern. Viele haben Angst, ihre Arbeit zu verlieren, weil sie unter diesen Umständen nicht sinnvoll und vollumfänglich arbeiten können. Viele sind bereits jetzt am Ende ihrer Kräfte.

Diese Situation ist für Eltern schwierig und belastend - für Kinder ist sie auf Dauer nicht zumutbar. Denn Kinder haben ein Recht auf die Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Sie haben ein Recht auf Unterstützung bei den Hausaufgaben und ein Recht darauf, mit ihren Eltern an die frische Luft zu gehen und draußen zu spielen. Sie haben ein Recht auf Eltern, die Zeit für sie haben, gerade jetzt, wo sie ihre Freundinnen, Freunde und Großeltern nicht sehen dürfen. Die Situation ist für Kinder schwer zu begreifen und sie brauchen Eltern, die viel Zeit für sie haben. Kinder haben ein Recht darauf, mehr als ein Arbeitshindernis zu sein.

Wir brauchen eine schnelle Lösung, um alle Familien zu unterstützen. Die bisherigen Aussichten auf eine verlässliche und vollumfängliche Öffnung der Kitas und Schulen sind ungewiss. Die Lösung muss daher sein, die Familien jetzt finanziell zu unterstützen! Eltern, die jetzt die Gesellschaft schützen, indem sie zu Hause ihre Kinder betreuen, brauchen die finanzielle Unterstützung der Gesellschaft. Die Maßnahme muss alle Eltern erreichen, egal ob sie angestellt, selbstständig oder arbeitssuchend sind und egal ob sie ein Kind oder mehrere Kinder haben. Die bisherigen Ansätze, um Eltern durch die Krise zu helfen, greifen zu kurz und sind mit zu vielen Einschränkungen versehen, so dass sie von zu wenigen Eltern in Anspruch genommen werden können.

Es ist momentan nicht verlässlich vorhersehbar, wie lange noch Maßnahmen zur Eindämmung des Virus‘ erforderlich sein werden. Familien brauchen aber jetzt finanzielle Unterstützung, Planungssicherheit und Perspektiven. Wir appellieren daher an Sie, noch in dieser Woche ein finanzielles Hilfspaket für Familien zu verabschieden, damit die Kinder nicht die Leidtragenden einer Maßnahme sind, die die ganze Gesellschaft schützen soll. Die Maßnahme muss ein auskömmlicher finanzieller Ausgleich für Einkommen sein, das den Familien jetzt verloren geht. Das Geld muss noch in diesem Monat gezahlt werden und unbürokratisch allen Familien zustehen, ohne dass das Ausfüllen umfangreicher Anträge einzelne Betroffene benachteiligt. Außerdem müssen die Zahlungen so angelegt sein, dass Familien mindestens solange abgesichert sind, wie die Schutzmaßnahmen notwendig sind.

Die politischen Entscheidungen der letzten Wochen auf Bundes- und Landesebene haben gezeigt, dass nach Prioritäten entschieden wird und Hilfsleistungen nicht an knappen Kassen scheitern, wenn der politische Wille da ist. Machen Sie die Hilfe für Familien zur Priorität!

ElternSTIMME e.V.
Lübeck, 20.4.2020

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