Warum werden Kind-krank-Tage eigentlich so anders gehandhabt als Erwachsenen-krank-Tage? In der aktuellen Situation verschärft sich das Kind-krank-Dilemma. Bei jeder Schnupfennase in Schleswig-Holstein muss das Kind 48 h zur Beobachtung, ob weitere Corona-Symptome dazukommen, zu Hause bleiben. Egal, ob das sinnvoll ist oder nicht, es gäbe Mittel und Wege, uns Eltern es einfacher zu machen, ein krankes Kind zuhause zu betreuen. Die aktuelle politische Diskussion über die Erhöhung der Kind-krank-Tage ist ein guter Anfang, aber genau genommen brauchen wir mehr. Mehr finanzielle Sicherheit, damit unsere Kinder in Ruhe wieder gesund werden können.

Kinderkrankenschein ab Tag 1?

Warum müssen wir mit einem kranken Kind direkt ab Tag 1 zum Arzt? Oft brauchen wir gar keinen ärztlichen Rat, sondern nur den gelben Schein. Warum müssen wir uns den Keimen in den Arztpraxen aussetzen? Wir fordern: Kinderkrankenschein erst ab Tag 4. Vorübergehend würde auch die Möglichkeit einer telefonischen Bestellung des Kinderkrankenscheins helfen. Erwachsene dürfen sich auch je nach Arbeitgeber bis zu drei Tage ohne Krankenschein auskurieren. Dass Eltern das nicht können, suggeriert indirekt den Vorwurf, wir würden es sonst zum "Blaumachen" ausnutzen.

Gehalt gekürzt

Warum wird uns für einen Tag Kindkrank das Gehalt anteilig gekürzt? Wir können zwar bei der Krankenkasse Lohnersatzleistungen beantragen, aber erstens müssen wir diese separat beantragen und zweitens dauert das Genehmigungsverfahren oft mehrere Wochen. Dazu kommt, dass der Verdienstausfall nicht zu 100 % ausgeglichen wird, sondern nur anteilig. Bei einem Erwachsenenkrankenschein wird das Gehalt zumindest für die ersten Wochen automatisch in voller Höhe weitergezahlt. Hätten wir Eltern mit einem kranken Kind finanzielle Sicherheit, wären bestimmt weniger häufig kranke Kinder in der Betreuung. Dann werden weniger häufig andere Kinder und das Personal angesteckt.

Gleichstellung

Wer bleibt zuhause, wenn das Kind krank ist? Meist derjenige Elternteil, der in Teilzeit arbeitet. Ganz einfach gerechnet bringt das weniger Verdienstausfall. Was das für die Gleichberechtigung von Elternteilen bedeutet, brauchen wir hier nicht nochmal ausführlich zu erklären. Auch mit ein Grund für die Probleme von Frauen und speziell Alleinerziehenden auf dem Arbeitsmarkt. Und warum ist Kind-krank bei Selbständigen so kompliziert geregelt? Was macht es so schwierig bei privat Versicherten? Warum ist Kind-krank überhaupt anders geregelt als krank?

Anzahl der Tage beschränkt

Die aktuelle politische Situation zur Erhöhung der Kind-krank-Tage ist richtig und gut, aber sie sollte nur ein Anfang sein. Auch 20 Tage pro Elternteil werden nicht reichen, wenn wir bei jeder Schnupfennase x Tage pro Kind zuhause bleiben müssen. Den Kindern und ihrer Gesundheit tut das gut, aber den Existenzsorgen mancher Eltern sicher nicht.

Unsere Vorschläge

  • Telefonische Beantragung zur Ausstellung eines Kinderkrankenscheins verpflichtend ermöglichen
  • Pflicht für Kinderkrankenschein erst nach drei Tagen und nicht schon ab erstem Tag
  • Deutliche Erhöhung der Anzahl der Kindkranktage, linear steigend pro Kind
  • Lohnfortzahlung bei Kindkrank automatisch über den Arbeitgeber
  • Lohnfortzahlung oder Lohnersatzleistung ohne zeitlichen Verzug
  • 100 % Lohnfortzahlung oder Lohnersatzleistung statt anteilig bei Kindkrank
  • Gleichbehandlung von Kindkrank und krank

Eine Neuregelung der Kinder-Kranktage ist überfällig. Auch ohne Corona. Mit aber umso dringender.

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