2018 geht zu Ende, es ist Zeit für einen Rückblick. Was haben wir erreicht? Was hat sich bewegt? Was hat sich für Familien verändert? Lest hier Teil 1 unseres Rückblicks bis April 2018.
Das war die Situation Ende 2017
Jede Krippe, Kita und Betreute Grundschule hatte bis zu 30 Schließtage, diese waren nicht aufeinander abgestimmt. Familien mit zwei Kindern mussten so bis zu 60 Schließtage abdecken. Für berufstätige Alleinerziehende mit dem gesetzlichen Mindesturlaub von 20 Tagen war es unmöglich das zu organisieren.
Bis zum Herbst 2017 sammelten wir über 1.100 Unterschriften zur Reduzierung und Vereinheitlichung der Schließtage in den Lübecker Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Übergabe der Unterschriftensammlung erfolgte an Senatorin Kathrin Weiher und den zukünftigen Bürgermeister Jan Lindenau im Rathaus. Die Lübecker Nachrichten berichteten über uns: "eine Facebook-Gruppe, die innerhalb eines halben Jahres die Kita-Politik der Stadt förmlich auf den Kopf stellte."
Am 30.11.2017 stimmte die Bürgerschaft unserem Anliegen zu: 2,3 Millionen Euro wurden im Haushaltsbudget der Hansestadt Lübeck für 2018 eingeplant, um die nötigen Fachkräfte für eine Reduzierung der Schließtage einzustellen. Wir als Elterninitiative für Vereinbarkeit von Familie und Beruf waren sehr dankbar über den schnellen Erfolg. Bis in der Weihnachtsausgabe der Lübecker Nachrichten stand: der Bürgerschaftsbeschluss ist nicht für alle Kitas bindend. Das Geld werde zwar zur Verfügung gestellt, aber die freien Träger können selbst entscheiden, wie viele Tage sie schließen wollen. Spätestens da war klar, dass uns dieses Thema auch noch in 2018 beschäftigen wird.
Die Facebook-Gruppe hatte Ende 2017 mehr als 500 Mitglieder; viele Eltern und Politiker kamen hierdurch in den direkten Austausch. Es wurden vielfältige Artikel zum Thema Vereinbarkeit und Chancenfreiheit gepostet, neueste Informationen aus der Politik auf kommunaler sowie auf Landes- und Bundesebene diskutiert und aus den Ausschüssen berichtet. Familienpolitik kam plötzlich ganz nah an die Betroffenen heran, jeder konnte mitdiskutieren und sich ein eigenes Bild machen, den eigenen Horizont erweitern und ähnlich Betroffene finden. Fragen zur Kitaplatzvergabe, Beitragsermäßigung und weiteren Unterstützungen für Familien konnten gegenseitig beantwortet werden. Veranstaltungen zum Thema beruflicher Wiedereinstieg, Gleichstellung von Frauen und Männern, Elternvertretung in der Kindertagespflege und andere wurden geteilt.
Ein aufregendes, arbeitsreiches und erfolgreiches Jahr 2018 konnte beginnen
Anfang Januar riefen wir unter dem Motto “machen statt meckern” alle Lübecker auf, sich bei einem Workshop gemeinsam zu überlegen, welche Themen wir 2018 strategisch angehen wollten. 50 Ideen wurden gesammelt, priorisiert und wie folgt dokumentiert:
- Begleitung der Umsetzung des Bürgerschaftsbeschlusses zur Reduzierung der Schließtage. Dabei ist uns sehr wichtig, dass 2018 keine Schnellschüsse erfolgen und die Schließtage auf Kosten der Pädagogen reduziert werden. Heißt: Erst Personal einstellen! Dann Schließtage reduzieren. Es hilft niemandem, wenn die Erzieherinnen und Erzieher noch mehr belastet werden.
- Wir wollen ein gemeinnütziger Verein werden.
- Wir machen zusammen mit anderen Initiativen bei folgenden Themen mit: Verbesserung der Qualität der Grundschulbetreuung, Horterhalt, Verbesserung der Situation für Ein-Eltern-Familien, Gleichstellung von Frau und Mann, Elternvertretung für Tagespflege, Reduzierung der Elternbeiträge.
- Wir gehen 2018 drei neue Themen an: ganzjährige Aufnahme in die Krippe und in die Kita, Etablierung und Stärkung von Beiräten in den Einrichtungen, Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Eltern, Erziehern und Kitaleitungen (gemeinsam an Zielen arbeiten).
In einem offenen Brief an die Verwaltung und die städtischen Kitas appellierten wir daran, die Schließtage nicht ohne weiteres Personal zu reduzieren. Damit sei weder den Eltern noch den Kindern geholfen. (Heute, ein Jahr später, sind leider immer noch sehr viele Stellen unbesetzt.)
Anfang Februar kündigte der erste freie Träger in den Lübecker Nachrichten die Reduzierung auf 20 Schließtage für 2019 an. Ende Februar folgte sogleich der nächste wegweisende Beschluss, angeregt durch eine weitere Lübecker Elterninitiative: Die HortretterInnen haben erreicht, dass die Horte in Lübeck erhalten bleiben, bis die Grundschulbetreuung die gleichen Qualitätsstandards aufweist. Parallel dazu lief eine Petition zu diesem Thema beim Landtag in Kiel. Details dazu sind auf der Website der Initiative Lübecker HortretterInnen nachzulesen.
Im März unterstützten wir die frauenpolitischen Forderungen des Frauenbüros Lübeck, liefen beim Women’s march mit und beteiligten uns am Zukunftsdialog Lübeck:überMorgen. Auch beim Warnstreik der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft demonstrierten wir mit. Nur wenn wir alle gemeinsam unsere Ziele unterstützen, können wir etwas erreichen.
April, die Kommunalwahl stand an. Unser Ziel war es, die familienpolitischen Positionen der Parteien und Wählerinitiativen hervorzuheben und transparent darzustellen. In der Facebook-Gruppe wurden immer mehr Wahlwerbungen und Wahlversprechen veröffentlicht. Auch konnten wir immer mehr über Familienpolitik in den Wahlprogrammen lesen! Wir verglichen die konkreten Inhalte zum Thema Kinderbetreuung in den Wahlprogrammen. Außerdem nutzen wir diese politische Zeit, um gemeinsam mit der Kreiselternvertretung und den HortretterInnen unsere Fragen an die Parteien und Wählerinitiativen zu stellen. Alle Eltern konnten sich beteiligen und ihre Fragen einreichen. Die Antworten auf unsere Wahlfragen wurden veröffentlicht und können so immer wieder zur Erinnerung genutzt werden. Hier eine der Fragen:
Gleichzeitig sorgten wir dafür, dass die Elternvertretungen viel mehr über ihre Rechte und Möglichkeiten in ihren Kitas aufgeklärt wurden und hierdurch an Stärke gewinnen konnten.
Teil 2 folgt ...