Nun ist es soweit, die Kitas in Lübeck und SH gehen von der Notbetreuung in den (erweiterten) Regelbetrieb über. Die Grundschulen vom Distanzunterricht in Wechsel- oder Präsenzunterricht. Wie das gehen könnte, hatten wir im Herbst 2020 bereits beschrieben. Passiert ist seitdem nicht wirklich viel, aber zumindest ein bisschen: es gibt Schnelltests für die Beschäftigten an Kitas und Grundschulen.

Tests für Beschäftigte an Kitas und Grundschulen

Generell begrüßen wir das Angebot kostenfreier Tests für Mitarbeitende in Schulen und Kitas. Die Tests bieten die Chance auch asymptomatisch und präsymptomatisch Erkrankte zu erkennen und können so ein wichtiger Baustein bei der Eindämmung der Pandemie sein. Darüber hinaus erleichtern regelmäßige Tests die Rückverfolgung der Infektionsketten. Inwiefern zwei Tests die Woche ausreichend sind, können wir schlecht beurteilen. Bei steigenden Infektionsraten wären vermutlich häufigere Tests sinnvoll.

Es müsste natürlich klar geregelt werden, dass im Fall eines positiven Ergebnisses, sich die betreffende Person in Isolation begibt und das Gesundheitsamt informiert, so dass eine Nachtestung mittels PCR erfolgen kann. Überlegenswert wäre, ob nicht nach entsprechender Anleitung auch Heimtests sinnvoll wären, um das Infektionsrisiko z.B. auf dem Weg zur Apotheke oder in öffentlichen Verkehrsmitteln zu minimieren. Testungen vor Ort würden viel Zeit sparen können.

Testen alleine reicht nicht

In Hinblick auf die Schul- und Kitaöffnungen stellen die Tests aus unserer Sicht einen wichtigen Baustein für den sicheren Betrieb dar, reichen aber als alleinige Maßnahme nicht aus. Es gibt diverse andere Probleme und Fragen, die zusätzlich behandelt werden müssten. Wichtig für einen dauerhaft sicheren Betrieb wäre beispielsweise, dass sich überall die Fenster so öffnen lassen, dass Stoßlüften möglich ist. Dies ist leider noch immer nicht an allen Gebäuden der Fall. Darüber hinaus wünschen wir uns Luftfilteranlagen in allen Räumen, da die bisher erfolgten CO2-Messungen in Schulen und Kitas zeigen, dass Lüften allein oft nicht ausreicht, um die Aerosolbelastung niedrig zu halten.

Außerdem ist es noch immer so, dass zwar die Kinder in feste Gruppen (=Kohorten) eingeteilt sind, die Lehrkräfte aber zwischen den Gruppen wechseln, was aus Sicht des Infektionsschutzes nicht einleuchtend ist. Das derzeitige Konzept für Wechselunterricht bei gleichzeitiger Notbetreuung lässt sich vielerorts nicht umsetzen, da es an Mitarbeitern mangelt und die vorhandenen Lehrkräfte nicht beides leisten können.

Auch in den Kitas ist es schwer nachvollziehbar, warum ein erweiterter Regelbetrieb mit ca. 90 % der Kinder zulässig ist, aber kein Normalbetrieb. Warum sind z.B. Kinder ausgeschlossen, deren Eltern gerade ein Baby bekommen haben? Dies macht deutlich, dass allein aus Sicht der Erhaltung der Arbeitskraft der Eltern gedacht wird und nicht aus Sicht des Rechts der Kinder auf Kontakt mit Gleichaltrigen und frühkindliche Bildung.

Wer schließt zuletzt? Wer öffnet zuerst?

Aus Sicht vieler Eltern ist es auch unverständlich, dass trotz der Zusage, Schulen und Kitas als letztes zu schließen, Büros und Produktionsstätten gar nicht geschlossen wurden und nun auch bei den ersten Lockerungen die Bedürfnisse der Kinder nicht stärker im Mittelpunkt stehen. Die Liste der Misstände an Schulen und Kitas ließe sich noch fortführen. Die genannten Punkte sind nur Beispiele dafür, dass generell zu wenig getan wird, um den sicheren Betrieb von Schulen und Kitas zu ermöglichen und die getroffenen Maßnahmen nicht in erster Linie dem Wohl der Kinder dienen. Viele der herrschenden Probleme sind seit fast einem Jahr bekannt, manche, wie z. B. der Fachkräftemangel und der Sanierungsstau an den Gebäuden, schon deutlich länger.

Was wir erwarten

Ganz ehrlich: nicht mehr viel. Die meisten Eltern sind zu müde. Wer noch Kraft hat, sehnt sich in ein Land, wo Kinder ihrem gewohnten Alltag nachgehen dürfen. Wir Erwachsene nehmen dafür gern nächtliche Ausgangssperren in Kauf. Undenkbar in Deutschland.

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