Seit zwei Wochen können sich Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein auf freiwilliger Basis vor Ort in den Schulen selbst testen. Am letzten Schultag vor den Osterferien hat das Bildungsministerium darüber informiert, dass aus der freiwilligen Testung quasi eine Pflicht wird. Einige Eltern sehen das kritisch, doch für die meisten ist es unverzichtbar.

Tests dienen dem Gesundheitsschutz aller

Kinder und Jugendliche, die am Präsenzunterricht teilnehmen wollen, müssen sich vom ersten Tag nach den Osterferien an selbst testen, einmal wöchentlich und vor Ort in der Schule, lauten die Vorgaben. Eine Corona-Testpflicht löst keine Begeisterung bei allen Beteiligten aus. Vom Zweifel an der rechtlichen Zulässigkeit mal ganz abgesehen. Gleichwohl: Wenn Schulen und Kitas geöffnet bleiben sollen, dann müssen wir die Möglichkeit, die uns die Tests bieten, nutzen. Die Infektionszahlen steigen wieder - davor die Augen zu verschließen, ist unverantwortlich. Jetzt sofort die Schulen wieder zu schließen, ebenso. Durchs Testen können Infektionsketten durchbrochen werden, und eventuelle Quarantäne-Anordnungen beträfen weniger Kinder und Eltern als bisher. Letztlich dient das dem Gesundheitsschutz aller, die in Schulen tätig sind. Auch für Lehrkräfte und alle (!) an Schule anwesenden Personen wären häufige Schnelltests ohne große Umwege und Bürokratie aus unserer Sicht nicht nur wünschenswert sondern Pflicht.

Leider zeigte sich in den letzen beiden Wochen, dass keine hinreichende Anzahl der Eltern und Schüler:innen das Angebot annehmen. Wenn aber jedes zweite Kind ungetestet bleibt, ist das zu wenig. Natürlich wäre mehr Aufklärung und Überzeugung statt Pflicht zum Testen wünschenswert. Bloß: Wieviel Zeit haben wir denn übrig, um alle zu überzeugen? Bis dahin schwebt die Drohung über uns, dass aus dem Präsenz- oder Wechselunterricht ganz schnell mit steigenden Inzidenzen wieder Distanzunterricht wird.

Kindgerechte Umsetzung

Wichtig ist nun vor allem die kindgerechte Umsetzung des Testens. Kinder mit einem positiven Schnelltest müssen vor Ort aufgefangen und dürfen nicht bloßgestellt werden. Dass dies gehen kann, sehen wir an vielen Schulen - ebenso aber leider auch, wie unsensibel anderswo mit dem Thema umgegangen wird. Hier sollten Eltern mit der Einrichtung sprechen und gute Erfahrungen teilen - denn das Testen wird uns vermutlich noch lange begleiten. Die Schulen wurden mit der individuellen Organisation der Testungen überrumpelt. Irgendwie musste es schnell gelöst werden - das wurde es auch, wenn auch nicht überall sofort perfekt. Umso wichtiger ist es jetzt, gemeinsam auf eine angemessene und kindgerechte Umsetzung des ganzen Prozesses zu achten. Vor dem Test sollen Kinder keine Angst haben, er soll ihnen Sicherheit geben. Die AHAL-Regeln müssen natürlich trotzdem weiter gelten.

Tests überall

Wir hätten uns gewünscht, dass eine Testpflicht nicht nötig ist. Wir verstehen aber auch die Fragen und Ängste der Eltern bezüglich der Durchführung der Tests. Was wir nicht verstehen, warum die Tests nur an Schulen zwingend nötig sind. Warum nicht in Großraumbüros? Warum nicht in Supermärkten? Das Argument der Zumutbarkeit gilt für Erwachsene viel mehr als für Kinder. Ja, Tests sind besser als geschlossene Schulen. Aber warum sind Tests nicht auch besser als geschlossene Büros und Betriebe? Weil diese gar nicht erst geschlossen wurden. Es gibt weder eine Home-Office-Pflicht noch eine Büro-Test-Pflicht. Wirtschaft vor Bildung. Das haben wir aus der Pandemie schon gelernt.

Wir hoffen, dass nun mit Hochdruck an den angekündigten Selbsttests für Kitakinder weitergearbeitet wird. Diese sollen von den Eltern zu Hause durchgeführt werden. Dann wird es hoffentlich auch möglich sein, Schulkinder zuhause zu testen. Das Ritual des morgendlichen Selbsttests reihen wir gern wie selbstverständlich ein zwischen Zähneputzen und Brotdose füllen. Es ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu dauerhaft sicher geöffneten Schulen.

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